Wer einen Turm baut, braucht einen langen Atem

Seit dem 9. Dezember 1978 kann man den Hochwacht-Turm besteigen. Nach bald fünfzig Jahren muss er durch einen Neubau ersetzt werden.

153 Stufen führen zur Fernsicht: Der Hochwacht-Turm steht 1,5 Kilometer südöstlich des Albispasses auf 879 Meter über Meer. Er besteht aus 30 Kubikmeter Holz aus dem Sihlwald, zusammengehalten von 1550 Schrauben. Die Plattform liegt genau 30 Meter über dem Boden. Er wurde 1978 gebaut, für eine Lebensdauer von fünfzig Jahren. Dank des regelmässigen Unterhalts durch die Stiftung Wildnispark Zürich kann der Turm nach wie vor völlig gefahrlos bestiegen werden. Aber seine Erneuerung ist unumgänglich – für die Pro Sihltal als Eigentümerin eine kostspielige Herausforderung.

Von der Idee zum Fundraising
Die Idee, auf dem Albis einen Aussichtsturm zu bauen, ist beinahe so alt wie die Pro Sihltal selbst. Der Standort war klar: Auf der historischen Hochwacht beim Pavillon, der noch heute neben dem Turm steht. Als dieser 1896 von der Stadt Zürich erstellt wurde, war der Albiskamm noch unbewaldet. Schon in den 1950er-Jahren war die Stelle aber so weit zugewachsen, dass keine Fernsicht mehr möglich war. Eine Waldrodung kam nicht in Frage. Deswegen liess der damalige Vorstand der Pro Sihltal abklären, ob sich ein Aussichtsturm realisieren liesse.
Das Projekt erwies sich als so teuer, dass der Vorstand jahrelang eine ablehnende Haltung einnahm. Nicht zur Freude der Vereinsmitglieder, die immer wieder Vorstösse machten. Und so tauchte das Vorhaben ab 1967 in den Tätigkeitsberichten des Vorstands jährlich auf. Knackpunkt war die Finanzierung. 170'000 Franken sollte der Turm kosten.

Ein Förster mit Begeisterung
1977 richtete die Pro Sihltal einen Fonds für den Turmbau ein, nachdem die Gemeinde Thalwil einen grösseren Beitrag zugesagt hatte, der die vielen kleinen Spenden von privater Seite ergänzte. Als der Zürcher Stadtforstmeister Carlo Oldani – später Ehrenmitglied der Pro Sihltal – das Vorhaben im Rotary Club Zürich vorstellte, kam Bewegung in die Sache. Er setzte sich mit so viel Begeisterung für den Turm ein, dass die Zürcher Rotarier zustimmten, beim Fundraising zu helfen und umgehend die Rotary Clubs Thalwil, Au am Zürichsee, Knonaueramt und Zürich-West ins Boot holten.
Wer sich verpflichtete 500 Franken zu spendieren, erhielt einen symbolischen Zeichnungsschein über zehn Zentimeter Turmhöhe. Verschiedene Firmen sagten zu, Material und Arbeit zu sponsern. Innerhalb weniger Monate kamen 152'603 Franken zusammen. So konnte der Bau am 14. August 1978 beginnen. Nach gut drei Monaten war der Turm fertig. Die Einweihung verschob man aber lieber auf den Sommer. Das Turmfest stieg am 9. Juni 1979.


Das Jahrheft Nr. 53 ist den wechselvollen Geschichten der Albis-Hochwacht gewidmet.

Der untenstehende Film ist von Mani Uhlmann (Stiftung Wildnispark Zürich) vom Dach des Aussichtsturmes Albis Hochwacht aufgenommen worden.